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Dokumentierende Rekonstruktion der Bibliothek des Nürnberger Katharinenklosters

‚Dokumentierende Rekonstruktion der Bibliothek des Nürnberger Katharinenklosters‘
Die Bibliothek des Dominikanerinnenklosters St. Katharina zu Nürnberg war die größte deutschsprachige Bibliothek im 15. Jahrhundert. Von ihren ursprünglich ca. 500–600 Bänden sind heute etwas über die Hälfte erhalten, darunter der mittelalterliche Bibliothekskatalog, ein Inventar privater Bücher der Schwestern und zwei Lektiokataloge (ediert von PAUL RUF in: ‚Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz‘, Bd. III/3, S. 570–670). Aufgrund dieser außergewöhnlich guten Überlieferungslage läßt sich die Klosterbibliothek nicht nur in ihrer Entstehung und ihrem Titelbestand, sondern auch in Hinblick auf ihre Nutzung weitgehend rekonstruieren. Die aus dem Kloster erhaltenen deutschen und lateinischen Handschriften sind in den modernen Handschriftenkatalogen – v. a. der Stadtbibliothek Nürnberg – erschlossen; ein erster (allerdings unzureichender) Versuch der systematischen Rekonstruktion liegt in SIGRID KRÄMERS ‚Handschriftenerbe‘ vor. Eine vollständige Dokumentation, die die Systematik der mittelalterlichen Bibliothek abzubilden vermag, fehlt bislang ebenso wie eine Rekonstruktion des Lektüreprofils dieser klösterlichen Gemeinschaft, wie es sich in den überlieferten Lektiokatalogen des Klosters für einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten darstellt. Die vorliegenden Untersuchungen zur Bibliothek des Katharinenklosters beleuchten jeweils nur einzelne Teilaspekte ihrer Geschichte (Buchtransfer zwischen Klöstern, Buchbesitz einzelner Schwestern, Tischlesung, Laienunterweisung und Ordensreform). Ziel des Projektes ist es, auf Grundlage bereits vorliegender Erschließungsarbeiten eine datenbankgestützte Rekonstruktion des Handschriftenbestands des Katharinenklosters zu erstellen sowie eine gedruckte Dokumentation, die die mittelalterlichen Bücherverzeichnisse in Reihenfolge von deren Systematik und in Konkordanz zu den modernen Handschriftenbeschreibungen darstellt. Damit wird erstmals ein umfangreicher und geschlossener Quellenfundus bereitgestellt, mit dem literarhistorische, bibliotheks und kulturgeschichtliche Fragen ebenso umfassend untersucht werden können wie kirchenhistorische, liturgie und bildungsgeschichtliche Fragen. Zum Aufbau der Datenbank werden die projektrelevanten Daten (Autor, Titel, Incipits etc.) zu den erhaltenen Codices aus dem Katharinenkloster über die modernen Handschriftenbeschreibungen erfaßt (vermittels der Internetdatenbank ‚Manuscripta Mediaevalia‘, im Falle der Nürnberger Codices vermittels eingescannter Handschriftenbeschreibungen); bislang noch nicht erschlossene Daten werden durch Mikroverfilmungen oder Autopsie der Codices erhoben. Etwa 135 Codices mit mittelalterlicher Signatur können dabei den mittelalterlichen Katalogeinträgen zugeordnet werden. Durch den Vergleich des Inhalts erhaltener Codices ohne mittelalterliche Signatur mit den noch nicht identifizierten Einträgen in den klösterlichen Bücherverzeichnissen sollen weitere Bände der Klosterbibliothek identifiziert werden, mit dem Ziel, den mittelalterlichen Buchbestand des Klosters so weit wie möglich zu rekonstruieren. Die Recherche wird sich im wesentlichen auf 25 Codices stützen, bei denen Indizien auf die Provenienz aus dem Katharinenkloster weisen, sowie auf Codices aus Klöstern, die nachweislich mit dem Nürnberger Kloster in Kontakt und Buchaustausch standen.

Kontakt: Dr. Antje Willing, Tina Müller, Nicole Steidl
Institut für Germanistik, LS Prof. Dr. Kugler 91054 Erlangen, Bismarckstr.1
Tel. 09131/85-23084

Beteiligte:
Tina Müller, Nicole Steidl

Laufzeit: 1.4.2006 - 31.1.2009

Förderer:
Deutsche Forschungsgemeinschaft
Haller'sche Forschungsstiftung

Mitwirkende Institutionen:
LS für Germanische und Deutsche Philologie

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