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Vorlesungsverzeichnis >> Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie (Phil) >>

  Med2-VL: Alles über Dietrich

Dozent/in
Prof. Dr. Florian Kragl

Angaben
Vorlesung
2 SWS
für Anfänger geeignet, LAFV, LAFN, Magister, Master, Bachelor, Sprache Deutsch, 74502
Zeit und Ort: Do 12:00 - 14:00, KH 1.020

Inhalt
Wer meint, das 'Nibelungenlied' wäre repräsentativ für die deutsche Heldendichtung insgesamt, Siegfried deren größter Held, Worms ihr geographisches Zentrum, der irrt gewaltig. Ganz gleich nämlich, ob man Heldendichtung versteht als eine Literaturtradition, die an weit entfernten, bis zur Unkenntlichkeit verzerrten historischen Ereignissen eines "heroic age" hängt, ob man sie begreift als Schriftwerdung jenes urwüchsigen Sagengeredes, das seine Geschichten nicht wie der höfische Roman immer erst aus dem französischen Westen importieren muss, um sie erzählen zu können, oder ob man sie als jenes literarische Bereden von außergewöhnlichen Ereignissen bestimmt, das sich dem Sog der höfischen Mode um 1200 ein gutes Stück weit zu entziehen vermag: Immer ist ihr eigentlicher Held Dietrich von Bern, also Verona, und stets sind es Texte der so genannten Dietrichepik, die die Hauptmasse der deutschen Heldendichtung formieren. Sie erzählen von Dietrichs Konflikt mit seinem bösen Onkel Ermrich, der ihm immerzu sein oberitalienisches Land und Erbe abspenstig machen will (was Dietrich zu Etzel ins Exil treibt), oder von seinen Tiroler Abenteuern mit Riesen, Zwergen und Jungfrauen, die es, je nachdem, zu schlachten oder zu schützen gilt.

Das 'Nibelungenlied' in seiner Einzigartigkeit ist, zumindest stofflich besehen, nichts weiter als ein randständiger Seitenstrang dieser über Jahrhunderte hin -- vom althochdeutschen 'Hildebrandslied' bis hin zu Drucken des 16., vereinzelt sogar 17. Jahrhunderts -- lebendigen Erzähltradition über Dietrich von Bern, die sich auch in ihrer Poetik ganz erheblich von all jenem unterscheidet, was man sonst an mittelalterlicher Erzählliteratur kennt. Die Texte über Dietrich sind -- größtenteils zumindest -- grobschlächtiger, handlungslastiger, reflexionsabstinenter als der höfische Roman oder auch das 'Nibelungenlied', schräger, fehlerhafter, inkohärenter, oft bis hin zur Groteske.

Davon will ich in der Vorlesung erzählen: von 'Dietrichs Flucht' und 'Rabenschlacht', 'Alpharts Tod', dem 'Goldemar' Albrechts von Kemenaten, von 'Eckenlied', 'Laurin', 'Sigenot', 'Virginal', 'Rosengarten', 'Wunderer' und 'Heldenbuchprosa'; erzählen, welche Texte dies sind, die die Literaturgeschichte so gerne vergisst, deren Bekanntheitsgrad aber vermutlich weit über jenem der üblichen Verdächtigen unserer Seminarreader lag, wovon sie handeln und worüber ihre Erzähler und Figuren sprechen, schließlich welche sub- oder paraliterarische Poetik diesen -- gemessen am höfischen Höhenkamm -- Talsohlentexten der deutschen Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit eignet, endlich wie es kommt, dass gerade diese protomoderne Trash-Literatur sich wie nichts anderes ins kulturelle Gedächtnis ihrer Zeit eingraben konnte; und vielleicht auch und nicht zuletzt, warum und inwiefern Heroik und Heldendichtung, gegen allen philologischen Bierernst, vor allem eins sind: Sachen zum Lachen.

Empfohlene Literatur
wird im Laufe des Semesters bekannt gegeben.

Zusätzliche Informationen
Erwartete Teilnehmerzahl: 70, Maximale Teilnehmerzahl: 143
Für diese Lehrveranstaltung ist eine Anmeldung erforderlich.
Die Anmeldung erfolgt von Montag, 5.3.2012, 00:00 Uhr bis Freitag, 27.4.2012, 24:00 Uhr über: mein Campus.

Institution: Lehrstuhl für Germanische und Deutsche Philologie
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