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  VM HS: Kleines Erzählen: Kürzestprosa von Kleist bis Kluge (Komp/Kult) [Import]

Dozent/in
Sandra Fluhrer, M.A.

Angaben
Hauptseminar
2 SWS, Sprache Deutsch, 74901
Zeit und Ort: Mo 14:15 - 15:45, 00.15 PSG; Mo, Raum n.V.; Einzeltermin am 19.1.2015 12:15 - 15:45, TSG U1.028
ab 13.10.2014

Inhalt
„Mein Großvater pflegte zu sagen: ‚Das Leben ist erstaunlich kurz. Jetzt in Erinnerung drängt es sich mir so zusammen, daß ich zum Beispiel kaum begreife, wie ein junger Mensch sich entschließen kann, ins nächste Dorf zu reiten, ohne zu fürchten, daß – von unglücklichen Zufällen ganz abgesehen – schon die Zeit des gewöhnlichen, glücklich ablaufenden Lebens für einen solchen Ritt bei weitem nicht hinreicht.‘“ Kafkas kleine Geschichte Das nächste Dorf könnte unserem Seminar als Prolog dienen, stellt es doch auf kleinstem Raum viele Wegmarken auf, die uns über das Semester hinweg in unseren Lektüren und Diskussionen begegnen werden. Dazu gehört zuallererst die Frage, was Erzählen überhaupt bedeuten mag, die beispielsweise Fragen nach Mündlichkeit und Schriftlichkeit, Zeit und Raum, Bewegung und Stillstand, Verdichtung und Dehnung, Erzählendem und Erzähltem nach sich zieht. Die Frage, ob und wie sich (Lebens-)Erfahrung im Kleinen erzählen lässt, wird uns nicht nur bei Kafka, sondern zum Beispiel auch in Johann Peter Hebels Kalendergeschichten und Alexander Kluges Lebensläufen interessieren. Aufhalten werden wir uns im Verlauf des Semesters außerdem wiederholt im dörflichen Raum mit seiner kleinen Tier-, Pflanzen- und Menschenwelt (u.a. bei Hebel, Kafka, Bernhard und Stanišic); die kleine Großstadtprosa Walter Benjamins und Siegfried Kracauers kann demgegenüber vielleicht dabei unterstützen, Dorf- und Stadtraum und die Koordinaten ihrer literarischen Darstellung genauer abzustecken. Ansätze zu einer Politik und Philosophie des Kleinen, die die kleine Literatur mitentwirft, sollen bei den Lektüren mitgedacht werden. Die Kürze der Texte erleichtert uns den Blick in ihre (Un-)Tiefen. Das auffällig häufige Auftauchen von Wühltieren in den Texten kann uns den Weg der Lektüre weisen; Maulwurf und Maus wären gewissermaßen die Wappentiere des Seminars. Methodisch liegt das Ziel des Kurses also auf der Praxis mikrologischen Lesens und dem Einüben eines Interesses am einzelnen Wort, seiner Geschichte und seinen Geschichten, seinen möglichen Funktionen für den Text als Ganzen und den ihm eingeschriebenen Lektüreaufforderungen. Beginnen werden wir mit etwas Gesammeltem (und damit einem Topos, der uns ebenfalls wiederbegegnen wird): einigen Märchen der Brüder Grimm. Im Anschluss daran wird neben den Anekdoten Heinrich von Kleists und den Kalendergeschichten Johann Peter Hebels ein Schwerpunkt des Seminars auf der Zeit um 1900 liegen, mit Kurzprosatexten Kafkas, Benjamins, Robert Walsers, Kracauers, Brechts und Daniil Charms. Für die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts schlage ich kleine Texte von Samuel Beckett, Thomas Bernhard und Alexander Kluge vor. Zum Abschluss gehen wir mit Saša Stanišics buchpreisgekröntem Roman Vor dem Fest (2014) Fragen nach dem Status des Kleinen im Großen nach (und umgekehrt). Neben dem Studium der literarischen Texte (aber auch aus ihm heraus) widmen wir uns poetologischen Überlegungen zum kleinen Erzählen, darunter Leseanweisungen von Johann Peter Hebel, Benjamins Erzähler-Aufsatz, Tagebuchaufzeichnungen von Kafka und Auszüge aus der Frankfurter Poetikdozentur von Alexander Kluge. Das Semester ist erstaunlich kurz – wenn die Zeit hinreicht, sollen aber wenigstens kleine Seitenblicke zu Rand- und Geschwisterphänomenen der betrachteten Kürzestgeschichten gewagt werden, z.B. Fallgeschichte, Witz, Denkbild, Aphorismus, romantisches Fragment oder Twitterposting.

Empfohlene Literatur
Wenn Sie bis Kursbeginn ein wenig Zeit haben, versuchen Sie doch einmal, Kafkas Nächstes Dorf einer ersten Sektion zu unterziehen und nehmen Sie dazu zum Beispiel das Grimmsche Wörterbuch zuhilfe (http://woerterbuchnetz.de/DWB/). Schon oder wieder ein wenig hineinlesen könnten Sie außerdem in die Grimmschen Kinder- und Hausmärchen (bei Reclam gibt es diverse günstige Ausgaben). Zur Anschaffung empfehle ich, neben den Kinder- und Hausmärchen, Kleists Anekdoten, Hebels Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes, Kafkas Erzählungen und Benjamins Berliner Kindheit um 1900, die alle neu oder antiquarisch günstig zu bekommen sind. Bitte besorgen Sie sich im Verlauf des Semesters außerdem Stanišics Vor dem Fest. Die im Seminar gelesenen Texte werden (mit Ausnahme von Vor dem Fest) als Scans zugänglich gemacht.

Zusätzliche Informationen
Erwartete Teilnehmerzahl: 30, Maximale Teilnehmerzahl: 30
Für diese Lehrveranstaltung ist eine Anmeldung erforderlich.
Die Anmeldung erfolgt von Montag, 8.9.2014 bis Freitag, 17.10.2014 über: mein Campus.

Verwendung in folgenden UnivIS-Modulen
Startsemester WS 2014/2015:
Germanistik, Modul 8 F

Institution: Lehrstuhl für Vergleichende Literaturwissenschaft in Verbindung mit Neuerer Deutscher Literaturgeschichte
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