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  Psychotraumatologie als Public Health Issue: Herausforderungen für Politik und Gesellschaft (SYST 10)

Dozentinnen/Dozenten
Dipl.-Pol. Alexander Niedermeier, Wolfram Ridder, M.A., Annika Clarner

Angaben
Proseminar
2 SWS, ECTS-Studium, ECTS-Credits: 4
Bachelor, Sprache Deutsch, Modul Pol 3 / LAGY III / LARS III (Anmeldung per E-mail: Alexander.Niedermeier@fau.de)
Zeit und Ort: Di 14:15 - 15:45, 00.6 PSG (außer Di 1.7.2014); Einzeltermin am 12.7.2014 9:00 - 18:00, 5.013

Voraussetzungen / Organisatorisches
Die Teilnahme am Seminar erfordert die Bereitschaft zu interdisziplinärem Denken und Arbeiten. Neben einer aktiven Mitarbeit (Erarbeiten der Pflichtlektüre, rege Teilnahme an Diskussionen) steht die Erstellung einer auf einer eigenständig erarbeiteten Fragestellung und einem entsprechen ausgearbeiteten Forschungsdesign basierenden Hausarbeit im Mittelpunkt des Seminars. Hierzu findet ein regelmäßiger Austausch zwischen Lehrenden und Studierenden statt. Je nach Seminargrößen wird in besonderem Maße auf Gruppenarbeit oder individuelle Forschung fokussiert.

Inhalt
Psychische Traumatisierungen sind seit langem lebensbestimmend für eine Vielzahl von Individuen und Bevölkerungsgruppen. Gleichwohl tritt dieser Umstand erst langsam in das Bewusstsein von Politik und Gesellschaft. Maßgeblich tragen hierzu die Erfahrungen bei, die Deutschland nach jahrzehntelanger Abstinenz von Kriegseinsätzen in den letzten Jahren mit Soldaten der Bundeswehr gemacht hat, welche mit posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) von ihren Auslandseinsätzen zurückkehren. Anders als in den USA, wo man nicht nur bereits seit dem Vietnamkrieg Erfahrungen mit psychischer Traumatisierung sammelte und politisch darauf reagierte, ohne allerdings abschließend tragfähige Lösungen gefunden zu haben, und wo auf gesellschaftlicher Ebene eine andere Kultur des Umgangs mit psychischen Erkrankungen vorherrscht, müssen sich deutsche Politik und Gesellschaft überhaupt erst einmal auf die neuen Herausforderungen einstellen. Dabei zeigt sich, dass psychische Traumatisierungen als Herausforderung für Politik und Gesellschaft keineswegs nur auf reguläre Soldaten in Auslandseinsätzen beschränkt sind. Opfer psychischer Traumatisierung können unter anderem ebenso Kindersoldaten, Zivilisten in Bürgerkriegsregionen, Frauen in Kriegssituationen, politische Gefangene und Flüchtlinge sein. Hinzu kommen die Betroffenen von Naturkatastrophen wie etwa dem Hurrikan Katrina und technischen Großstörfällen wie Fukushima oder Tschernobyl. Gerade Flüchtlinge weisen hier häufig multiple Traumatisierungen auf, die einerseits in ihren Erfahrungen in den Herkunftsgebieten begründet liegen und andererseits der Flucht selbst geschuldet sind. Zugleich dürfen die in Deutschland selbst entstandenen Traumatisierungen nicht übersehen werden, von welchen etwa die politischen Opfer des SED-Regimes betroffen sind. Das gleiche gilt aber ebenso für Polizei, Rettungsdienste, Feuerwehrleute oder SozialarbeiterInnen. Somit erweisen sich posttraumatische Belastungsstörungen auch auf anderer Ebene von sozio-politischer Relevanz: So wird derzeit um die Anerkennung von PTBS als Berufskrankheit gerungen, was erhebliche Implikationen für den Arbeits-, Sozial- und Gesundheitsbereich mit sich bringt. Es zeigt sich also, dass die Auseinandersetzung mit psychischer Traumatisierung für eine Vielzahl von Politikfeldern wie Innenpolitik, Außen- und Sicherheitspolitik, Migrations- sowie Arbeits-, Sozial- und Gesundheitspolitik von erheblicher Relevanz ist. Vor diesem Hintergrund wollen wir uns im Rahmen des Seminars mit dem Phänomen der psychischen Traumatisierung und ihren gesellschaftlichen und politischen Implikationen auseinandersetzen, wobei der Public Health Ansatz gleichsam als Bindeglied dienen soll. Zunächst sollen in Kooperation mit der Medizinischen Fakultät (Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin) die psychologischen und medizinischen Grundlagen psychischer Traumatisierung erarbeitet werden (etwa Krankheitsbild PTBS nach ICD-10, DSM III, IV und V, biopsychologische Aspekte, psychotherapeutischer Umgang). In einem zweiten Schritt behandeln wir die sozialwissenschaftlichen Grundlagen, wobei wir die Rolle von Psychologie in der Gesellschaft im Wandel der Zeiten ebenso beleuchten wie Triebkräfte der PTSD-Forschung. In einem dritten Schritt wenden wir uns speziell aus politikwissenschaftlicher Perspektive dann den einzelnen Themenfeldern zu, um Anspruch und Wirklichkeit in den relevanten Policy-Feldern – auch in international vergleichender Perspektive – zu analysieren, Handlungsoptionen zu prüfen und mögliche Handlungsempfehlungen zu erarbeiten.

Empfohlene Literatur
Zur ersten Annäherung an das Thema empfehlen wir Ihnen folgende Texte:
Craig, Tom et al. (2009):Mental health care needs of refugees, in: Psychiatry 8/9, 351-354.
Klasen, Fionna et al. (2010):Posttraumatic Resilience in Former Ugandan Child Soldiers, in: Child Development, July/August 2010, Volume 81, Number 4, Pages 1096–1113.
Miller, Kenneth E. et al. (2002): The Relative Contribution of War Experiences and Exile-Related Stressors to Levels of Psychological Distress Among Bosnian Refugees, in: Journal of Traumatic Bress, Vol. 15, No. 5, October 2002, 377-387.
Punamäki, Raija-Leena et al. (2010): Nature of Torture, PTSD, and Somatic Symptoms Among Political Ex-Prisoners, in: Journal of Traumatic Stress, 23/4 (August 2010), 532-536.
Rhoads, Jacqueline et al.(2008): PTSD: Therapeutic Interventions Post-Katrina, in: Critical Care Nursing Clinics North America 20 (2008), 73–81.
Soffer, Yechiel et al. (2010):Correlations between Psychosocial Factors and Psychological Trauma Symptoms among Rescue Personnel, in: Prehospital and Disaster Medicine Vol. 26, No. 3, 166-169.
Die Texte werden für den Kurs registrierten Studierenden über StudOn zur Verfügung gestellt.

ECTS-Informationen:
Credits: 4

Zusätzliche Informationen
Maximale Teilnehmerzahl: 20
Für diese Lehrveranstaltung ist eine Anmeldung erforderlich.
Die Anmeldung erfolgt über: persönlich beim Dozenten

Institution: Institut für Politische Wissenschaft
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