Seit mehreren Jahren wird in Studien die Frage thematisiert, ob Narkosen eine schädliche Wirkung auf die kognitive Leistungsfähigkeit von Patienten haben können. Vor allem Kleinkinder stehen im Fokus dieser Untersuchungen, da sich jene bis zur Vollendung des dritten Lebensjahrs in einer kritischen Phase der neuronalen Entwicklung befinden und daher besonders empfindlich gegenüber äußeren Einflüssen sind.Sowohl Tiermodelle als auch epidemiologische Studien erbrachten bisher kein eindeutiges Ergebnis, sodass noch keine definitive Aussage bezüglich der neurotoxischen Wirkung von Anästhetika getroffen werden konnte. Hierzulande sieht die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin aufgrund der konträren Datenlage aktuell keinen konkreten Handlungsbedarf, auch weil bedacht werden muss, dass eine Operation nicht ohne Grund durchgeführt wird und die Narkose dafür notwendig ist. Gleichwohl verunsichern solche wissenschaftlichen Artikel sowohl pädiatrisch tätige Ärzte als auch Eltern, die bei ihren Kindern über einen operativen Eingriff entscheiden müssen. Daher besteht weiterhin ein gesteigertes Interesse an der Klärung dieser Fragestellung, insbesondere, um den Eltern von betroffenen Kindern die Sorge bezüglich bleibender kognitiver Schäden zu nehmen.
Am Universitätsklinikum Erlangen liegt im Anästhesie-Informationssystem NarkoData ein detaillierter und umfangreicher Datensatz über die in den letzten 12 Jahren durchgeführten Narkosen vor. Ziel des Projekts ANFOLKI-36 ist es, auf Grundlage dieser in NarkoData dokumentierten Kinderanästhesien eine prospektive Studie durchzuführen, die eine aussagekräftige Beurteilung zur Auswirkung von Narkosen im frühen Kindesalter auf die neuronale Entwicklung ermöglicht.
Nachdem die Vorbereitung der geplanten Studie erfolgreich abgeschlossen wurde, konnte Ende 2016 ein erstes Pilotprojekt initiiert werden.