Mittagsvorträge „Jenseits des Tellerrands“,
Mittwochs, 12.15-13 Uhr, Senatssaal im Erlanger Kollegienhaus (Raum 1.011), Universitätsstr. 15Ab 2. Mai 2012, jeweils mittwochs, 12.15-13.00 Uhr, Senatssaal im Erlanger Kollegienhaus (Raum 1.011), Universitätsstraße 15
Schmerz
Anthropologische und historische Perspektiven
2. Mai. 2012
Prof. Dr. med. Karl-Heinz Leven, Direktor des Instituts für Geschichte
und Ethik der Medizin der Universität Erlangen-Nürnberg
„Die eigentliche Dimension des Lebens wird im Schmerz erahnbar“ (H.-G. Gadamer) – Schmerzen gehören zur anthropologischen Grunderfahrung des Individuums; allgegenwärtig und oft unbeherrschbar sind sie zugleich von anderen nicht direkt wahrnehmbar. Die Schmerzbekämpfung ist schon immer ein Kerngebiet der praktischen Medizin gewesen und gewinnt zunehmend an Bedeutung.
Prof. Dr. Karl-Heinz Leven, Direktor des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU,) untersucht das Thema „Schmerz“ in seinem Eröffnungsvortrag zur Vorlesungsreihe „Jenseits des Tellerrands“ am 2. Mai 2012 unter dem Titel „Schmerz. Anthropologische und historische Perspektiven“.
Der Semmelweis-Effekt
Hygiene ohne Bakterien
09. Mai 2012
PD Dr. phil. Fritz Dross, Lehrstuhl für Geschichte der Medizin
Um Leben und Wirkung des „Retters der Mütter“, des ungarisch-österreichischen Arztes Ignaz Philipp Semmelweis, rankt sich ein geradezu mythisches Geflecht von Geschichten des verkannten Genies medizinischen Fortschritts im 19. Jahrhundert, hinter dem die Details seiner Entdeckung von den todbringenden Händen der Ärzte zuweilen kaum mehr sichtbar werden.
Dr. Fritz Dross, Assistent am Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), wendet in seinem Vortrag „Der Semmelweis-Effekt – Hygiene ohne Bakterien“ am 16. Mai 2012 den Blick auf Semmelweis' Entdeckung und ihre Umstände sowie die Geschichte ihrer Publikation und Diskussion in der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Medizin als Erziehung
Einwände gegen Habermas‘ Ausführungen zur liberalen Eugenik
16. Mai 2012
Dr. Stefan Lorenz Sorgner, Professur für Ethik in der Medizin
Innerhalb des Vortrags "Medizin als Erziehung" werden strukturelle Analogien zwischen der klassischen Erziehung und dem genetic enhancement bzw. der erzieherischen und der genetischen Verbesserung erörtert, die wiederum eine analoge moralische Einschätzung nahe legen. Mit diesen Überlegungen wird die Einschätzung von Habermas kritisch hinterfragt, der diese Parallelisierung in seiner Schrift zur liberalen Eugenik ablehnt.
Eisenbahner und Hysterikerinnen
Die Posttraumatische Belastungsstörung in historischer Perspektive
23. Mai 2012
Dr. Nadine Metzger, Lehrstuhl für Geschichte der Medizin
Schlimme Erlebnisse können schwere psychologische Folgen hervorrufen, deswegen heißen sie dann "traumatisch" - uns ist dieser Ablauf heute so vertraut, dass es schwierig ist, sich eine Zeit vorzustellen, in der das Konzept des psychologischen Traumas unbekannt war. Tatsächlich aber gibt es dieses Konzept erst seit etwas über 100 Jahren. Heißt das, dass Menschen davor nicht unter diesem Phänomen litten? Oder litten sie anders? Der Vortrag möchte die Konzeptgeschichte des psychologischen Traumas beleuchten, in dessen Entstehung am Ende des 19. Jahrhunderts Eisenbahnarbeiter und Hysterikerinnen eine besondere Rolle spielten.
„Die Kreuzelschreiber“
Die medizinischen Gutachter der NS-„Euthanasie“
06. Juni 2012
Philipp Rauh, Lehrstuhl für Geschichte der Medizin
In den Jahren 1940/41 wurde die deutsche Psychiatrie zum Schauplatz eines einzigartigen Massenmordes. Während der „Euthanasieaktion T4“ wurden insgesamt 70.000 geistig behinderte und psychisch kranke Menschen getötet. Über das Schicksal der Anstaltspatienten entschied eine Gruppe größtenteils renommierter Anstalts- und Universitätspsychiater. Ihre Gutachten richteten über Leben und Tod. Philipp Rauh, wissenschaftlicher Angestellter am Lehrstuhl für Geschichte der Medizin, widmet sich am 6. Juni der kollektivbiographischen Analyse der T4-Psychiater. Sein Vortrag über „Die Kreuzelschreiber. Die medizinischen Gutachter der NS-Euthanasie“ konturiert Mentalität, Motivation und Handlungsspielräume dieser NS-Täter.
Migration und Gesundheit
Kulturelle Vielfalt als Herausforderung der medizinischen Versorgung
13. Juni 2012
Leyla Fröhlich-Güzelsoy, Professur für Ethik in der Medizin
Unter dem Titel „Kulturelle Vielfalt als Herausforderung der medizinischen Versorgung“ berichtet Leyla Fröhlich-Güzelsoy, Ärztin und Mitarbeiterin der Professur für Ethik in der Medizin, am 13. Juni 2012 zum Abschluss der Vorlesungsreihe über medizinethische Aspekte kultureller und religiöser Wertvorstellungen im deutschen Gesundheitswesen. Laut Statistischem Bundesamt leben in Deutschland rund 15,6 Millionen Menschen mit einem sogenannten Migrationshintergrund; dass dies zu Konflikten auch in der Gesundheitsversorgung führen kann, ist verständlich. Der Vortrag behandelt die zentralen Spannungsfelder und deren Verbesserungsoptionen.
Informationen:
Prof. Dr. Karl-Heinz-Leven, Tel.: 09131/85- 22094, karl-heinz.leven@gesch.med.uni-erlangen.de